Alternativen für den Salzburgring

An die coronabedingte Motorsportruhe in Koppl könnte man sich direkt gewöhnen. Nach diesem Erlebnis ist man versucht einmal ganz grundsätzlich über die Zukunft des Salzburgrings nachzudenken. Und in diesem Zusammenhang auch über dessen Rolle für die Gemeinden. Es wurde uns allerdings bereits ausgerichtet, dass der Ring wohl immer eine Rennstrecke bleiben werde. Warum eigentlich? Weil es immer schon so war?

Einnahmen

Wenn man ehrlich ist: Die Einnahmen für die Gemeinden und die Vereine scheint mittlerweile überschaubar. Einzig Electric Love trägt zu einem gewissen Teil zu den Einnahmen bei. Der Rest ist einfach vernachlässigbar. Wie viel mehr würde hier ein gemeindeübergreifendes Gewerbegebiet bringen? Wenn man sich bemüht, hier innovative Zukunftsbetriebe anzusiedeln (Energiesektor, Mobilität etc.), wären die Einnahmen ein Vielfaches, zudem würden nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen. Man hätte zudem den Vorteil, dass man Gewerbebetriebe nicht wie jetzt entlang der Bundesstraße auffädeln muss und damit den ländlichen Charakter unserer Gemeinde noch mehr zerstört.

Tourismus

Wie passt ein Ring für Verbrennungsmotoren in das Konzept für nachhaltigen Tourismus im Land Salzburg? Aus unserer Sicht gar nicht. Ein Spielberg reicht für ein Land wie Österreich völlig. Wir glauben, dass es viel besser wäre, sich über Alternativen z.B. für Beherbergungsbetriebe Gedanken zu machen. Die goldenen Zeiten des Rings sind vorüber und sie werden (auch aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Nesselgraben) vermutlich nicht so schnell wieder kommen. Auf die Elektromobilität zu setzen ist zwar der richtige Ansatz, doch ob sich die Formel-E (bzw. am Salzburgring sicher kleinere Klassen) durchsetzen wird, ist fraglich. Stattdessen könnte zusätzlich zu den Betrieben ein Messegelände für innovative Technologien durchaus zusätzliche Nächtigungen bringen. Kombiniert mit einem Naherholungsgebiet könnte so eine neue regionale und nachhaltige Wertschöpfung auch im Tourismusbereich entstehen.

Nutzungskonflikte

Seit jeher ist der Ringbetrieb von teils intensiven Auseinandersetzungen mit Teilen der Bevölkerung überschattet, u.a. verursacht durch Baulandwidmungen durch die Gemeinde Koppl in unmittelbarer Nähe des Ringgeländes. Ein unbefristeter – und aus unserer Sicht – veralteter Veranstaltungsstättenbescheid aus 1990 und die trotz mehrmaliger Versprechen nie installierte stationäre Anlage für eine nachvollziehbare Lärmmessung tun ihr Übriges. Mit einer Alternativnutzung könnten diese Konflikte endlich beseitigt werden. Davon würde die gesamte Gemeinde (und Region) nachhaltig profitieren. 

Electric Love?

Bleibt noch das Electric Love … ein Thema, das natürlich für die jungen Menschen sehr wichtig ist. Wie damit umzugehen ist, muss sicher in die Überlegungen miteinbezogen werden. Aber es ist davon auszugehen, dass auch hier langfristige Lösungen für den Fortbestand möglich sein werden.

Fazit

Eine Verlängerung des Pachtvertrages mit dem Land steht 2025 an. Es ist jetzt Zeit (auch im Hinblick auf das Räumliche Entwicklungskonzept der Gemeinde) für einen ergebnisoffenen Nachdenkprozess, der mit allen Beteiligten auf Augenhöhe geführt werden muss. Über 50 Jahre nach der Gründung des Ringes ist es notwendig, in eine neue Zukunft zu blicken. Dafür braucht es Zeit. Das Schlimmste wäre, wenn wieder eine vorzeitige Verlängerung des Pachtvertrags zwischen Ringbetreiber und Land zustande kommen würde, wie das bereits bei der letzten Verlängerung Anfang der 2000er Jahre geschehen ist. Dadurch würden vollendete Tatsachen geschaffen, langjährige Probleme und Konflikte in die Zukunft verlängert und damit der Status Quo für weitere Jahr(zehnt)e sozusagen ein»asphaltiert«. Das kann nicht im Sinne einer verträglichen Lösung für die Gemeinden und damit für die Bevölkerung sein. Wir wünschen uns von allen Seiten endlich eine offene und transparente Diskussion über die Zukunft des Salzburgrings auf den Flächen, die großteils immerhin dem Land – sprich uns allen – gehören.

GV Horst Köpfelsberger

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