von GV Horst Köpfelsberger
Die Diskussion um die Elektromobilität wird sehr kontroversiell geführt. In diesem Artikel versuche ich zu argumentieren, warum Elektromobilität mit Sicherheit nicht die alleinige Lösung für die Klimakrise ist, aber immerhin ein guter Ansatz für zukünftige Mobilität.
Die Mischung macht’s
Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Deshalb nützt es auch nicht, den Individualverkehr zu verteufeln. Bei unserem aktuellen Mobilitätsverhalten einfach den Antrieb auszutauschen, ist allerdings ebenso nicht zielführend. Es braucht mit Sicherheit mehr. Nämlich einen sinnvollen Mix aus attraktiven öffentlichem Verkehr, Rad und Gehen – mit dem Auto als Ergänzung. Vielleicht sogar mit anderen Menschen geteilt (wie unser in Koppl geplantes Carsharing). Denn immerhin ist ein Auto im Durchschnitt wenig genutzt. Böse Zungen behaupten ja, es sei eher ein „Stehzeug“ als ein Fahrzeug ;-) …
Vorteile der Elektromobilität
Der hohe Wirkungsgrad führt dazu, dass viel weniger Energie für die Fortbewegung benötigt wird. Das Elektroauto kann mit Ökostrom oder sogar mit der eigenen Photovoltaikanlage geladen werden. Es entstehen (vom Reifenabrieb abgesehen) keine lokalen Schadstoffe. Der Motor ist quasi wartungsfrei, hat keine Verschleißteile und schont deshalb im Betrieb Umwelt und Geldbörse. Auch die Bremsen werden geschont, da die Bremsenergie teilweise wieder in den Akku geladen wird. Steuerliche Vorteile (keine Mineralölsteuer, keine KFZ-Steuer) und Förderungen sorgen aktuell dafür, dass Elektrofahrzeuge über die Laufzeit auch finanziell sehr attraktiv sind. Der größte Vorteil liegt aber darin, dass sehr wenig CO2 ausgestoßen wird. Deshalb sind sie ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz – sofern sie mit Ökostrom betrieben werden. Daher ist die Energiewende hin zu den Erneuerbaren und die Unabhängigkeit von schmutzigen Stromimporten (v.a. im Winter) besonders wichtig.
Mythen und Nachteile der Elektromobilität
Den unbestreitbaren Vorteilen steht natürlich z. B. der gleiche Platzbedarf gegenüber. Straßen und Parkplätze versiegeln weiterhin den Boden. Auch Staus wird es weiterhin geben. Die Rohstoffgewinnung ist teils problematisch, wobei beim Verbrenner gern vergessen wird, dass auch Benzin oder Diesel nicht aus der Zapfsäule kommen. Das soll aber keine Ausrede sein, sondern hier muss die Lieferkette und Batterietechnologie deutlich verbessert werden. Auch der Wasserbedarf für eine Batterie wird oft kritisiert, relativiert sich allerdings, wenn man weiß, dass für eine komplette Batterie in etwa so viel Wasser verbraucht wird, wie für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch. Es ist aber Fakt, dass am Beginn des Fahrzeug»lebens« der ökologische Rucksack durch die Batterieerzeugung und ihre bereits eingerechnete Entsorgung höher ist als beim Verbrenner. Das relativiert sich allerdings über die Nutzungsdauer, da der CO2-Ausstoß durch das Verbrennen von Benzin oder Diesel wegfällt. Damit wird auch klar, dass größere Akkus (je nach Produktionweise) länger brauchen, diesen Vorteil auszuschöpfen.
Und natürlich bleibt auch die geringere Reichweite als Nachteil – zusätzlich verschärft bei tieferen Temperaturen. Aktuelle Modelle schaffen aber bereits 300 Kilometer und mehr. Übrigens: Die Hälfte aller PKW-Wege sind weniger als 5 Kilometer! Ein Nachteil ist sicher auch die im Vergleich zum Tanken längere Ladedauer – aber auch das ist lösbar, denn die Stehzeit (Nacht) kann dafür genutzt werden das Auto vollzuladen. Auf der Langstrecke gibt es Schnelllader, also unterwegs ist das alles eine Frage der Planung (und wertvoller Pausen).
Reparatur, Weiterverwendung und Recycling
Die Hersteller geben lange Garantiezeiten (z. B. bis zu sieben Jahre). Akkus bestehen aus einzelnen Zellen, diese können bei einer Reparatur getauscht werden. Trotzdem haben auch Batterien einen Verschleiß. Sinkt die Speicherkapazität nach Jahren unter 70 Prozent, werden sie als Standspeicher weiterverwendet. Sind sie nach weiteren Jahren auch dafür nicht mehr geeignet, können sie zu einem sehr großen Teil bereits heute recycelt werden. Hier wird sich in Zukunft sicher noch vieles tun, was die Batterietechnologie (Reduktion problematischer Materialien) und das Recycling der Rohstoffe betrifft. Mittelfristiges Ziel der EU ist es, mittels Kreislaufwirtschaft sämtliche neuen Batterien ausschließlich aus recycelten Materialien zu produzieren.
Fazit
Wenn man ein funktionierendes Auto besitzt, ist die umweltschonendste Entscheidung, es möglichst lange (aber auch möglichst selten) zu fahren – auch wenn es ein Verbrenner ist. Und wie immer gibt es keine Vorteile ohne Nachteile, ebenso einige Potenziale zur Verbesserung. Bei einem vernünftigen Umgang ist das Elektroauto aber im Vergleich zum Verbrenner ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in der Mobilität – natürlich mit Ökostrom geladen, mit mehreren Menschen geteilt und kombiniert mit Öffis, Fahrrad und den eigenen Füßen.
Rückfragen? Jederzeit gern: horst@zukunft-koppl.at