Der Salzburgring wurde vor über 50 Jahren in einer Zeit gegründet, als Natur- und Klimaschutz noch keinerlei Bedeutung hatten. Es war wenig über die Auswirkungen des CO2- und Schadstoffausstoßes bekannt, der Klimanotstand war in weiter Ferne, der Liter Benzin kostete 4,50 Schilling (also 30 Cent) und Katalysatoren bzw. bleifreies Benzin waren noch kein Thema.
Der Veranstaltungsbescheid stammt aus den Anfängen der 1990er Jahren und wurde seither nur zum Vorteil des Betreibers ein paar Mal angepasst. Nun schreiben wir das Jahr 2022 und wir müssen uns leider noch immer über die Sinnhaftigkeit dieser Relikte aus einer längst vergangenen Zeit der Benzinbrüder und ihrer Umweltverschmutzung unterhalten.
Weil es immer schon so war …
Diskussionen über rechtsverbindliche Verbesserungen bzw. Alternativnutzungen des im Besitz des Landes Salzburg befindlichen Ringgeländes werden auch vom Bürgermeister mit der Aussage wie in der letzten Gemeindevertretungssitzung abgeblockt, dass dort wohl immer ein Ring bleiben werde. Was immer schon so war, soll in alle Ewigkeit so bleiben? Doch Fortschritt und Weiterentwicklung finden nur statt, wenn sich Menschen aus der Komfortzone hinausbewegen, alte Denkmuster über Bord werfen und bereit sind, neue Wege zu gehen. In diesem Fall hieße dies, vor einer langfristigen vorzeitigen Verlängerung des Pachtvertrages durch die Salzburger Landesregierung Alternativen zumindest ernsthaft zu prüfen.
Eine alte Rennstrecke in Österreich, die den Anrainer*innen eine »freiwillige Selbstbeschränkung« der Lärmbelastung und der Umweltverschmutzung statt rechtsverbindlicher Verbesserungen anbietet, dürfen wir nicht akzeptieren. Die zuständige Behörde verweigert beharrlich strengere Auflagen, wenn es um den Schutz der Anrainer*innen und der Umwelt geht, ändert scheinbar – wie in der Vergangenheit – ohne Probleme den Bescheid, wenn es zum Vorteil des Betreibers ist.
Es muss irgendwann Schluss sein damit, dass einzelne sogenannte »Vereinsmitglieder des Internationalen Gemeinnützigen* Motorsportverein Salzburgring« mit ihren Verbrenner-Sportautos bzw. historischen CO2-Schleudern unsere Luft verschmutzen, die Anrainer*innen mit ihrem Motorenlärm belästigen und dabei über 32 Hektar wertvollster Entwicklungsfläche vor den Toren der Stadt Salzburg für die nächsten Generationen blockieren.
Keine Alternativnutzungen geprüft
Auf Grundlage einer zeitgemäßen Raumordnung gäbe es viele Möglichkeiten der Alternativnutzung des Ringareals. Nur leider fehlt der Mut! Beim neuen REK wurde nicht einmal ein Versuch gemacht, in Richtung neuer und alternativer Nutzungen des Bereichs zu denken – immerhin eine Größe von ca. 35(!) Fußballfeldern. Das nicht einmal in Betracht zu ziehen, wäre ein fataler Fehler für die kommenden 20 Jahre!
Denn die Fläche im Nesselgraben würde sich für ein gemeinsames Betriebs- bzw. Gewerbezentrum der Gemeinden Koppl, Plainfeld und Hof perfekt anbieten! Wenn man jeweils 80.000 m² für Betriebe, 80.000m² für Wohnen und 80.000m² für Erholung verwenden könnte, so entstünde hier ein überregionales Leuchtturmprojekt und eine Wertschöpfung für die Gemeinden und deren Bevölkerung, die OHNE Ärger, OHNE Lärmbelästigung und OHNE Umweltbelastung richtungsweisend für die Zukunft ein Vielfaches der jetzigen Einnahmen bedeuten könnte.
Fehlender Mut und keine Zukunftsvisionen
Vielleicht haben unsere Bürgermeister und der Landeshauptmann doch den Mut, den Blick in die Zukunft zu richten, um zu sagen, dass irgendwann auch einmal Schluss sein muss mit: »Das war schon immer so, das wird es immer geben.«
Es wäre fatal, wenn die Chance für Klimaschutz und regionaler Wertschöpfung im Sinne unserer Kinder von Gemeinde und Landesregierung mit einer im Raum stehenden vorzeitigen Pachtverlängerung vielleicht sogar bis 2045(!) vertan wird!
GR Wolfgang Hyden
* Gemeinnützigkeit: Die Gemeinnützigkeit zielt allgemein darauf ab, das Gemeinwohl zu fördern. Eine gemeinnützige Tätigkeit ist darauf gerichtet, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet zu fördern.